Wirtschaftswende Ost

Ein Geschichtsprojekt über die ostdeutsche Wirtschaft in den Wendejahren 1989 bis 1994




Hintergrund

Über das Projekt "Wirtschaftswende Ost"

Mit dem Mauerfall im November 1989 und der folgenden Wiedervereinigung brach im Osten Deutschlands zu Beginn der 1990er Jahre ein komplettes Wirtschaftssystem zusammen. Die volkseigenen Kombinate und Betriebe, die Produktions- und Dienstleistungsgenossenschaften, die wenigen privaten Gewerbetreibenden aber auch die Verbraucher, sie alle mussten sich vielfach über Nacht den Gegebenheiten einer freien Marktwirtschaft (und Marktgläubigkeit) anpassen. Es wurde umgewandelt und ausgegründet, verkauft und (re-)privatisiert, aber auch vieles abgeschaltet, aufgelöst und abgewickelt.

Demonstration gegen die Treuhand in Berlin (1990) Stahlwerker der Maxhütte Unterwellenborn demonstrieren vor der Treuhand in Berlin (1990)
Bild: Klaus Franke / Bundesarchiv, Bild 183-1990-1219-006 (via Wikipedia DE)


CDU-Wahlplakat 1994 Wahlplakat der CDU: Helmut Kohl, der Kanzler der "Blühenden Landschaften" (Bundestagswahl 1994)
Bild: Konrad-Adenauer-Stiftung / Archiv für Christlich-Demokratische Politik (via Wikipedia DE)

(Beide Bilder stehen unter einer "Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany"-Lizenz.)

Über die Bilanz der Wiedervereinigung für die ostdeutsche Wirtschaft gehen die Einschätzungen – je nach Sichtweise – teilweise deutlich auseinander. So bezeichnete der CDU-Generalsekretär Peter Hintze den Aufbau Ost bereits 1998 auf dem 10. Parteitag der CDU Deutschlands als "die beeindruckendste Erfolgsgeschichte" des 20. Jahrhunderts. "Wir haben blühende Landschaften versprochen, und wir haben blühende Landschaften bekommen", so Hintze. Und auch der Einheitskanzler Helmut Kohl verteidigte noch zum 20. Jahrestag 2010 seine Voraussage der blühenden Landschaften: "Die neuen Bundesländer haben seit 1989/90 große Fortschritte gemacht und enorm aufgeholt." Gleichzeitig räumte er aber auch ein, dass "sicher alles langsamer [geht], als wir es uns damals vorgestellt haben." Differenzierter äußerte sich damals der damalige Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck in seinem viel diskutierten "Anschluss"-Interview mit dem Spiegel. Mit der Wiedervereinigung habe es "mehr Sicherheit, mehr Rechtsstaat (und) viel Geld aus dem Westen" gegeben. Das Resultat dieses Prozesses sei "unzweifelhaft positiv, die Einheit eine große Leistung". Doch gleichzeitig begann "auch die gnadenlose Deindustrialisierung Ostdeutschlands. Arbeitslosigkeit zog in nahezu jede Familie ein. Mit diesem Tag des Beitritts verbinden viele bei uns deshalb nicht nur gute Gefühle", wie der SPD-Politiker erinnert.

Wirtschaftswende Ost – Zeitzeugen erzählen

Nun, ein Vierteljahrhundert nach Mauerfall und Wiedervereinigung, ist es einmal mehr an der Zeit, zurückzublicken auf diese ereignis- und entscheidungsreiche Umbruchzeit. Dabei geht es uns, zwei jungen Wirtschaftshistorikern mit ostdeutschen Wurzeln, weniger um die damalige politische und gesamtgesellschaftliche Entwicklung und die weitere Auswertung von Archivmaterialien – gleichwohl dies mit einfließen soll. Stattdessen wollen wir im Gespräch mit zahlreichen Zeitzeugen die persönliche Erinnerungen an die Transformation der ostdeutschen Wirtschaft festhalten.

Zeitzeugen-Interview mit Fragebogen und Aufnahmegerät
Unser Forschungsprojekt "Wirtschaftswende Ost" versteht sich als Baustein für die Basisarbeit zur Dokumentation und Aufarbeitung dieser beispiellosen Phase deutscher Geschichte. Ob Arbeiter oder Arbeitsloser, Schichtleiter oder Betriebsdirektor, Wirtschaftspolitiker oder Wirtschaftsforscher, (Neu-)Unternehmer oder Investor – im Gespräch mit den Zeitzeugen wollen wir nachfragen, was die ostdeutsche Wirtschaft damals bewegt hat und welche Herausforderungen es zu bewältigen galt...

Die Interviews mit den Zeitzeugen werden von uns aufgezeichnet, verschriftlicht und nach nochmaliger Rücksprache mit dem jeweiligen Zeitzeugen auf dieser Projekt-Webseite archiviert. Wenn möglich wollen wir die Interviews mit noch vorhandenen Materialien (wie Fotos, Unterlagen, Objekte) ergänzen. Der Fokus liegt dabei auf Akteuren aus Ostdeutschland, gleichwohl ist uns aber auch daran gelegen, mit damaligen Akteuren aus den alten Bundesländern über ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Rahmen ihres Engagements in den neuen Bundesländern zu sprechen.

Mögliche Themenfelder für die Interviews:

Sind Sie dabei?

Nun sind Sie gefragt: Wollen Sie unser Projekt mit Ihren Erinnerungen unterstützen? Sind Sie daran interessiert, die Geschichte Ihres Unternehmens, Ihres Verbandes oder Ihrer sonstigen Organisation mit Hilfe von Zeitzeugen-Interviews zu dieser besonderen, entwicklungsreichen Zeit aufarbeiten zu lassen? Dann nehmen Sie KONTAKT mit uns auf!




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